Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Betriebswirtschaftslehre (2. Semester)

Sie sind hier: StartseiteWirtschaftsinformatikBetriebswirtschaftslehre (Investition und Finanzierung): Langfristige Fremdfinanzierung

MR / CM, Kurs vom 01.10.2002 - 31.03.2003

Betriebswirtschaftslehre (Investition und Finanzierung): Langfristige Fremdfinanzierung: Langfristige Fremdfinanzierung (Schuldscheindarlehen, Anleihen, Wandelschuldverschreibung (Wandelanleihe), Optionsanleihen, Gewinnschuldverschreibungen).

Langfristige Fremdfinanzierung

Übersicht:

Langfristige Fremdfinanzierung

Bildbeschreibung "Langfristige Fremdfinanzierung": Darlehen, Schuldscheindarlehen, Anleihen (Industrieobligationen, Wandelschuldverschreibungen, Optionsanleihen, Gewinnschuldverschreibung), Außenhandelskredite (AKA-Kredite, KfW-Kredite), Sonderformen (Leasing, Franchising).

Schuldscheindarlehen

Das Schuldscheindarlehen ist langfristiges, anleiheähnliches Fremdkapital größeren Umfangs, das von Kapitalsammelstellen unter bestimmten Voraussetzungen bereitgestellt wird.
(In den letzten 2 Jahrzehnten als eigenständige Finanzierungsmittel besondere Bedeutung erlangt.)

Merkmale:

Grundlage kann ein Schuldschein sein, der die Einzelheiten der Darlehensgewährung enthält:

Als Kreditgeber treten nicht der anonyme Kapitalmarkt (Börse) wie bei Anleihen, sondern Kapitalsammelstellen auf:

Da Beträge sehr hoch sein können, oft als Konsortialdarlehen mehrerer Kapitalsammelstellen.

Es können zwischen Kapitalgeber und Nehmer Vermittler wie Banken, Finanzmakler usw. eingeschaltet werden (direktes und indirektes Schuldscheindarlehen).

Vorteile indirekter Schuldscheindarlehen:

Prüfung von Kreditwürdigkeit und Deckungsstockfähigkeit (Zur Sicherung künftiger Verpflichtungen ist ein Sondervermögen zu bilden - vgl. Peridon/Steiner S.318 ff. -) durch den Vermittler.

Gesamtschuldscheindarlehen kann in kleine Teilbeträge als Teilschuldschein, jedoch nicht unter 50.000 € aufgeteilt werden.

Es werden unterschieden:

Schuldscheindarlehen

Bildbeschreibung "Schuldscheindarlehen": Kapitalbeschaffung Darlehen 1 + Kapitalbeschaffung Darlehen 2 + Kapitalbeschaffung Dralehen 3 = Kapitalnutzung.

Nebenkosten des Schuldscheindarlehens sind im Vergleich zur Anleihe sehr gering (1-2 % des Nominalbetrages), aber laufende Zinsbelastung liegt mit ¼ - ½ % über dem jeweiligen Anleihesatz.

Ein weiterer Vorteil ist, dass nicht wie bei der Anleihe eine Genehmigung des Finanzministeriums erforderlich ist.

Anleihen

Anleihen (auch als Schuldverschreibungen und Obligationen bezeichnet) sind langfristige Darlehen, die Unternehmen durch die Ausgabe von Teilschuldverschreibungen an ein breites Publikum ausgeben.

Industrieobligationen:

Anleihen, die von der gewerblichen Wirtschaft ausgegeben werden. Sie werden an der Börse gehandelt, was einen jederzeitigen Kauf und Verkauf der Teilschuldverschreibungen gestattet.

Mit der Teilschuldverschreibungen verpflichtet sich der Kapitalnehmer insbesondere zur Zahlung der i.d.R. halbjährig fälligen Zinsen und zur Rückzahlung des gewährten Kapitals.

Den Kapitalgebern (Obligationären) werden Sicherheiten gegeben:

Während Kapitalgeber kein Kündigungsrecht haben, behält sich das emittierende Unternehmen - nach Ablauf einer bestimmten Anzahl von Jahren - ein Kündigungsrecht vor.

Trotz eines festen Nominalzinssatzes kann sich bei einem Abweichen zum Kapitalmarktzins eine Anpassung durch Herunterkonversion (Kapitalmarktzins < Nominalzinssatz) oder Heraufkonversion (Kapitalmarktzins > Nominalzinssatz) erforderlich machen. Das Mittel: Umtausch der Obligationen mit neuen Konditionen.

Wandelschuldverschreibung (Wandelanleihe)

Sie ist eine besondere Art der Industrieobligation, die nach einer Sperrfrist neben den Rechten aus der Teilschuldverschreibung ein Umtauschrecht auf Aktien verbrieft.

Dazu ist eine bedingte Kapitalerhöhung vorzunehmen. Den Aktionären ist ein Bezugsrecht einzuräumen.

Das Bezugsrecht wird als Bezugsverhältnis ermittelt:

Bezugsverhältnis = Gezeichnetes Kapital ÷ Nennwert der Wandelschuldverschreibung

Beispiel:

Gezeichnetes Kapital = 60 Mio.
Nennwert der Wandelschuldverschreibung = 15 Mio.
Bezugsverhältnis = 4 : 1

D.h. ein Aktionär kann eine Wandelschuldverschreibung von xxx erwerben, wenn er über Aktien im Nennwert von 400 € verfügt.

Bezugsrechte werden auch an der Börse gehandelt.

Optionsanleihen

Mit den Wandelschuldverschreibungen haben sie gemein, dass sie neben den Rechten aus der Teilschuldverschreibung ein Bezugsrecht auf Aktien verbriefen.

Der Unterschied besteht darin, dass kein Umtausch des Papiers in Aktien erfolgt, sondern das Fremdkapital bleibt bis zum Ende der Laufzeit der Obligation bestehen. Daneben wird Eigenkapital durch die Ausgabe neuer Aktien geschaffen.

Gewinnschuldverschreibungen

Der Kapitalgeber wird als Sonderrecht am Gewinn des Unternehmens beteiligt.

Die Gewinnbeteiligung kann wie folgt geregelt sein: