Wirtschaftsinformatik (Bachelor-Studiengang): Betriebliche Anwendungen der Informationsverarbeitung (3. Semester)

Sie sind hier: StartseiteWirtschaftsinformatikBetriebliche Anwendungen der Informationsverarbeitung: Einführung

JC / CM, Kurs vom 01.04.2003 - 30.09.2003

Betriebliche Anwendungen der Informationsverarbeitung: Einführung: Einführung, Betriebliche Anwendungen, Integrierte Informationsverarbeitung (Integrationsgegenstand, Integrationsreichweite, Automatisierungsgrad, Ziele / Probleme der Integrierten Informationsverarbeitung, Wiederholung der Geschichte, Integration im e-Business, Portale, Enterprise Application Integration (EAI)), Integrationsmodelle (Aris-Konzept, Fachkonzept-Modelle, Funktionssicht, Organisationssicht, Datensicht, Steuerungssicht, Zusammenfassung).

  1. Einführung
  2. Betriebliche Anwendungen
  3. Integrierte Informationsverarbeitung
  4. Integrationsmodelle

Einführung

Grundprinzip der Wirtschaftsinformatik:

Anforderungen an den Wirtschaftsinformatiker:

Konsequenzen für die Ausbildung:

Auf der Basis guter methodischer Kenntnisse treten verstärkt anwendungsorientierte Kenntnisse in den Vordergrund.

Diese können aber nur dann nutzbringend für das Unternehmen eingebracht werden, wenn entsprechende soziale Kompetenzen herausgebildet sind.

Soziale Kompetenzen:

Nutzergruppenklassifizierung:

Nutzergruppenklassifizierung

Bildbeschreibung "Nutzergruppenklassifizierung": Matrixbetrachtung von Fachwissen betriebswirtschaftlicher Modelle und Methoden (niedrig bis hoch) sowie dem Umfang an IT-Kenntnissen (niedrig bis hoch). "Einfacher Anwender", Facharbeiter = operatives Management (Buchhalter, Meister), niedriges betriebswirtschaftliches Fachwissen und niedrige IT-Kenntnisse, "Big Button User", BWL = strategisches Management (Top Management), hohes betriebswirtschaftliches Fachwissen und niedrige IT-Kenntnisse, "Administrator", Informatik = System-Administrator, Hotline, niedriges betriebswirtschaftliches Fachwissen und hohe IT-Kenntnisse, "Power User", Wirtschaftsinformatik = Taktisches Management (Anwendungsbetreuer, Berater, IT-Manager, Pre-Sales), hohes betriebswirtschaftliches Fachwissen und hohe IT-Kenntnisse.

Zum Menü Wirtschaftsinformatik | Zum Seitenanfang

Betriebliche Anwendungen

Planungs- und Kontrollsysteme / Administrations- und Dispositionssysteme:

Planungs- und Kontrollsysteme / Administrations- und Dispositionssysteme

Bildbeschreibung "Planungs- und Kontrollsysteme / Administrations- und Dispositionssysteme": Pyramiden-förmiger Aufbau: Den unteren Teil der Pyramide bilden die Administrations- und Dispositionssysteme, der obere Bereich der Pyramide stellt die Planungs- und Kontrollsysteme dar. Alle Systeme greifen auf die Abteilungen Forschung und Entwicklung, Vertrieb, Beschaffung, Lagerhaltung, Produktion, Versand und Kundendienst zu. Besonders hervorzuheben ist die Unterstützung in den Bereichen Finanzen, Rechnungswesen, Personal und Gebäude-Management. An der Spitze der Pyramide steht der Bereich der Unternehmensplanung.

Administrationssysteme:

Beispiel: Auftragsabwicklung

Dispositionssysteme:

Beispiel: Bedarfsplanung

Planungssysteme:

Beispiel: Produktionsprogrammplanung

Abgrenzung von Dispositions- und Planungssystemen
Dispositionssystem Planungssystem
Entscheidungsgegenstand gut strukturierte Systeme schlecht strukturierte Systeme
Periodizität täglich bis monatlich monatlich bis jährlich
Entscheidungsebene mittleres Management Unternehmensführung
Automatisierungsgrad Vollautomation Mensch-Maschine-Dialog

Kontrollsysteme:

Beispiel: Vertriebsinformationssystem

Betriebliche Anwendungen:

  1. Planungs- und Entscheidungssysteme
  2. Analyse- und Informationssysteme
  3. Berichts- und Kontrollsysteme
  4. Wertorientierte Abrechnungssysteme
  5. Mengenorientierte operative Systeme (Administrations- und Dispositionssysteme)

Anwendungssysteme:

Administrations- und Dispositionssysteme:

  1. Branchenneutrale Anwendungen:
    • Finanz-/Rechnungswesen
    • Personalwesen
    • Vertrieb
  2. Branchenspezifische Anwendungen:
    • Fertigung
    • Handel
    • Banken
  3. Zwischenbetriebliche Anwendungen:
    • EDI-Systeme
    • Elektronische Märkte

Führungssysteme:

  1. Führungsinformationssysteme:
    • Totale Führungsinformationssysteme
    • Partielle Führungsinformationssysteme
    • Controlling Führungsinformationssysteme
  2. Planungssysteme:
    • Einfache Modelle
    • Komplexe Modelle

Querschnittssysteme:

  1. Bürosysteme
    • Bürokommunikation
    • Workflow-Management
    • Dokumenten-Management
  2. Multimediasysteme
  3. Wissensbasierte Systeme
    • Expertensysteme
    • Sprachsysteme

Eigenentwicklung vs. Standard-Software:

Vorteile von Standard-Software:

Nachteile von Standard-Software:

Zum Menü Wirtschaftsinformatik | Zum Seitenanfang

Integrierte Informationsverarbeitung

Allgemein:

Integration = Wiederherstellen eines Ganzen (integrare = heil, unversehrt machen, wiederherstellen, ergänzen)

Wirtschaftsinformatik:

Verknüpfung von Menschen, Aufgaben und Technik zu einer Einheit.

Zu verknüpfende Anwendungssysteme:

Administrations- und Dispositionssysteme: Operative Systeme

Integrationsgegenstand

Datenintegration:

Datenbestände werden logisch zusammengeführt
  1. automatische Datenweitergabe
  2. gemeinsame Datenbank

Funktionsintegration:

Aufgaben werden informationstechnisch miteinander verknüpft (z.B. Konstruktion und Kalkulation).

Prozess-/Vorgangsintegration:

Prozesse bzw. Vorgänge werden aufeinander abgestimmt (z.B. Kundenauftragsbearbeitung und Materialfluss).

Methodenintegration:

Die benutzten Methoden werden aufeinander abgestimmt (z.B. die Algorithmen der Absatzprognose mit denen zur Berechnung der Sicherheitsbestände und Losgrößen).

Programmintegration:

IV-technische Realisierung (Modulintegration)

  1. Benutzerschnittstelle (Software-Ergonomie)
  2. Medienintegration (Texte, Grafiken, Bilder, Ton)
  3. Geräteintegration (Telefon, Fax, Computer)

Integrationsrichtung:

Integrationsrichtung

Bildbeschreibung "Integrationsrichtung": Erneut die Darstellung in Pyramidenform. Die Basis der Pyramide zeigt die horizontale Integration der verschiedenen Systeme, die vertikale Integration nimmt bis zur Spitze der Pyramide stetig ab. Basis = Administrations- und Dispositionssysteme, Mitte = Planungs- und Kontrollsysteme, Spitze = Unternehmensplanung.

Integrationsreichweite

Bereichsintegration:

Daten-, Funktions- und Prozessintegration innerhalb eines Unternehmensbereichs (z.B. PPS und Instandhaltung im Produktionsbereich).

Innerbetriebliche Integration:

Bereichs- und prozessübergreifende Verbindung in einem Unternehmen.

Zwischenbetriebliche Integration:

Datenintegration: Austausch der Daten ds zwischenbetrieblichen Verkehrs in maschinenlesbarer Form (EDI in Automobilindustrie)
Methodenintegration: z.B. kooperative Prognoseplanung (Collaborative Planung via Internet)

Automatisierungsgrad

  1. Vollautomatische Verkettung von Modulen
  2. Teilautomatische Lösungen
    Mensch und Maschine wirken im Dialog zusammen
    • Benutzersteuerung (Fertigungsleitstand)
    • Ereignissteuerung (Vorgangssteuerung / Workflow)

Ziele / Probleme der Integrierten Informationsverarbeitung

Ziele:

Probleme:

Hinweis: » Komplexitätsproblem

One-of-the-box vs. Best-of-breed
One-of-the-box Best-of-breed
Unternehmensanforderungen Gesamtoptimum Abteilungs(Sub)optima
Abteilungsanforderungen 80%-Lösung 100%-Lösung
Look & Feel systemweit einheitlich optimal für Abteilungen
Schnittstellenaufwand gering hoch
Customizing-Aufwand hoch gering
Systemlandschaft
(Hardware, Entwicklungsumgebung); Support!
homogen heterogen
Lizenz-/Wartungskosten 1 mal n mal

Wiederholung der Geschichte

Viele Entwickler waren und sind damit beschäftigt, eine noch größere Zahl von Applikationen zu bauen, von denen die meisten nicht miteinander kommunizieren.

Der Zwang vieler Unternehmen, schnell im Internet Geschäfte zu machen, sowie die Konzentration auf Kernkompetenzen, sind die Ursachen für diesen Flickenteppich (Buttom-up-Ansatz).

Im Rahmen von E-Commerce und C-Commerce sowie Supply-Chain-Management entsteht zunehmend der Zwang, diese Anwendungen zu integrieren.

Viele Unternehmen haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht und ihre Prozesse nicht einmal intern durchgängig gestaltet. Die Sünden der Vergangenheit holen die Unternehmen wieder ein.

Wer D2D nicht beherrscht, lernt B2B oder B2C nicht mehr.

Integration im e-Business

Frontend-Integration:

Zusammenfügen von Inhalten aus unterschiedlichen Quellen zum Zeitpunkt ihrer Präsentation (z.B. gemeinsame Darstellung aktueller Verkaufszahlen aus dem ERP-System sowie von Informationen zur Verkaufsregion aus dem Intenet).

Backend-Integration:

Schaffung einer Verbindung von Daten unterschiedlicher Quellen bzw. Vereinheitlichung der Zugriffsmöglichkeiten auf die einzelnen Quellen (z.B. Zugriff auf ein Warenwirtschaftssystem aus einem Content-Management-System, um die Verkaufstexte aus dem CMS mit den Preisen aus dem Warenwirtschaftssystem zu einem gedruckten Katalog zu kombinieren).

Portale

Portale

Bildbeschreibung "Portale": Ein Portal enthält einerseits Anwender (Partner, Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten), andererseits Quellsysteme (z.B. CRM, Mail, ERP, CMS).

Arten der Einbindung von Inhalten:

Enterprise Application Integration (EAI)

Data Integration:

Zusammenführung der Daten, damit alle am Prozess beteiligten Systeme über den gleichen, aktualisierten Datenbestand verfügen.

Middleware Integration:

Integriert unterschiedliche (eher technische) Middleware-Standards verschiedener Plattformen wie CORBA und COM.

Processware (Message Broker):

Plattformunabhängige Anwendungsintegration, durch die Geschäftsprozesse übergreifend automatisiert ablaufen.

EAI-Framework (Integration Server):

Schaffung einer losen, messagebasierten Kopplung der Systeme.

Zum Menü Wirtschaftsinformatik | Zum Seitenanfang

Integrationsmodelle

Aris-Konzept

Funktions-, Daten- und Organisationssicht unterstützen die statische Modellierung eines Prozesses und die Steuerungssicht ermöglicht eine dynamische Modellierung.

Wesentliche Gestaltungselemente zur Modellierung sind:

Den einzelnen Sichten und Ebenen sind jeweils entsprechende Modelltypen zugeordnet. Zu den Modelltypen gibt es jeweils dazugehörige Objekttypen.

Aris-Konzept

Bildbeschreibung "Aris-Konzept": Säulen-Modell mit Dach. Säule 1 = Daten, Säule 2 = Steuerung, Säule 3 = Funktion, Dach = Organisation. Alle vier Bereich sind unterteilt in Fachkonzept, DV-Konzept und Implementierung.

Fachkonzept-Modelle

Funktionssicht

Eine Funktion ist eine fachliche Aufgabe bzw. Tätigkeit an einem Objekt zur Unterstützung eines oder mehrerer Unternehmensziele.
Ein Funktionsbaum stellt die hierarchische Gliederung einer betriebswirtschaftlichen (fachlichen) Aufgabe dar.
Die Zerlegung einer Funktion sollte bis zu Elementarfunktionen erfolgen.

Als Kriterien zur Zerlegung der Funktionen können betrachtet werden:

Funktionssicht (Funktionsbaum)

Bildbeschreibung "Funktionssicht (Funktionsbaum)": Ebene 1 = Auftragsabwicklung, Ebene 2 = Angebotserstellung, Auftragserfassung, Auftragsbearbeitung, Versand. Ebene 3 (Auftragsbearbeitung wird genauer betrachtet) = Reservierung, Auftragsbestätigung, Fakturierung. Ebene 4 (Reservierung wird genauer betrachtet) = Reservierung Lagerbestand, Reservierung Produktionsplan.

Organisationssicht

Organigramm:

Organisationssicht (Organigramm)

Bildbeschreibung "Organisationssicht (Organigramm)": Ebene 1 = Geschäftsleitung (dargestellt als Oval). Wird unterteilt in Ebene 2 = Marketing/Vertrieb, Produktion, Beschaffung (ebenfalls Ovale). Ebene 3 (Unterteilung von Produktion wird genauer betrachtet) = Absatzplanung, Marktforschung, Produktionsvorbereitung, Lager, Einkauf, Disposition (auch alles Ovale). Der Bereich Lager wird genauer betrachtet. Hier gibt es verschiedene Planstellen (alle als Vierecke dargestellt): einen Leiter, einen stellvertretenden Leiter und einen Sachbearbeiter Wareneinkauf. Jeder Planstelle wird eine konkrete Person mit Vorname und Nachname zugeordnet (dargestellt als Vierecke).

Datensicht

Entity Relationship Model (ERM):

Datensicht (ERM)

Bildbeschreibung "Datensicht (ERM)": Abbildung von Beziehungen. Entität Kunde und Entität Adresse. Kunde hat eine Kundennummer (1:1) und einen Kundennnamen (1:n). Adresse hat eine Adressennummer (1:1) und einen Wohnort (1:n). Das verbindende Element heißt Wohnen (integriert Kundennummer und Adressennummer). An einer Adresse können mehrere Kunden wohnen (1:n).

Steuerungssicht

In einer EPK werden Funktionen in Verbindung mit Ereignissen dargestellt. Ein Ereignis ist das Eintreten eines betriebswirtschaftlich relevanten Zustandes eines Informationsobjektes (Datenobjektes), der den weiteren Ablauf des Geschäftsprozesses steuert oder beeinflusst. Ereignisse können Auslöser oder Ergebnisse von Funktionen sein.

Durch die Verknüpfung von Ereignissen mit Funktionen entstehen EPK, die den logischen und zeitlichen Ablauf logischen und zeitlichen Ablauf eines Geschäftsprozesses beschreiben. Ereignisse definieren, wodurch eine Funktion gestartet wird und welcher Zustand nach ihrem Abschluss erreicht wird.

Erweiterte ereignisgesteuerte Prozesskette (eEPK):

Erweiterte ereignisgesteuerte Prozesskette (eEPK)

Bildbeschreibung "Erweiterte ereignisgesteuerte Prozesskette (eEPK)": Auslösendes Ereignis, Funktion (mit verantwortlicher Struktureinheit), Output an Daten oder Input von Daten, erzeugte Ereignisse.

eEPK: Bezeichnung, Symbol und Definition
Bezeichnung Symbol Definition
Ereignis Ereignis Das Ereignis beschreibt das Eingetretensein eines betriebswirtschaftlichen Zustands, der eine Funktion auslösen bzw. das Ergebnis einer Funktion sein kann.
Funktion Funktion Die Funktion beschreibt die betriebswirtschaftliche Aufgabe zur Transformation von einem Eingangszustand in einen Zielzustand.
Verknüpfungsoperatoren Verknüpfungsoperatoren Der Verknüpfungsoperator beschreibt die logischen Verbindungen zwischen Ereignissen und Funktionen.
Kontrollfluss Kontrollfluss Der Kontrollflus beschreibt die zeitlich-logischen Abhängigkeiten von Ereignissen und Funktionen.
Systemorganisationseinheitstyp Systemorganisationseinheitstyp Eine Systemorganisationseinheit beschreibt eine organisatorische Einheit des R/3-Systems, die die Abbildung von Organisationseinheiten und Strukturen des Unternehmens im System R/3 ermöglicht.
Entitätstyp Entitätstyp Ein Entitätstyp stellt einen Baustein des Datenmodells dar.
Informationsfluss Informationsfluss Informationsflüsse zeigen den Datenfluss zwischen zwei Funktionen.
Zuordnung von Systemorganisationseinheiten Zuordnung von Systemorganisationseinheiten Diese Zuordnung beschreibt, welche organisatorische Einheit des R/3-Systems für die Durchführung eines Prozesses / einer Funktion erforderlich ist.

Zusammenfassung

Verbindung der Fachkonzept-Modelle:

Verbindung der Fachkonzept-Modelle

Bildbeschreibung "Verbindung der Fachkonzept-Modelle": Aris-Konzept mit Funktions-, Organisations-, Daten- und Steuerungssicht. Abbildung im Säulenmodell mit Dach. Säule 1 = Daten (ERM), Säule 2 = Steuerung (EPK), Säule 3 = Funktionen (Funktionsbaum), Dach = Organisation (Organigramm).